Frieden stiften

Frieden stiften

Selig, die Frieden stiften (Mt 5, 1-12)

In Frieden leben und Frieden stiften bedeutet Seligkeit, also glücklich sein. Streit dagegen belastet und schadet uns. Dabei ist Streit in allen Gruppen etwas Normales und weil es das ist, sollten wir lernen, wie wir mit Streit umgehen und wieder einen Zustand von Frieden herstellen können. Die sieben Lebensregeln des Neuen Mönchtums der Alt-Keltischen Kirche beinhalten explizit das „Frieden stiften“. Frieden stiften ist eine Kunst, die man erlernen kann und für die man ein Bewusstsein entwickeln sollte, und zwar auf allen Ebenen des Zusammenlebens, sei es die Kirchengemeinde, die Ordensgemeinschaft, die Familie, im Beruf, in der Politik und zwischen den Völkern. Manche Menschen sind besonders berufen kraft ihres Amtes als Streitschlichter und Friedensstifter zu agieren, z.B. Personen mit viel Lebenserfahrung, Geistliche, Diplomaten, Politiker, Psychologen, Rechtsanwälte, Mediatoren, Lehrer und andere Männer und Frauen, die sich dazu berufen fühlen. Traditionell gilt der Papst in der Christenheit als der große Brückenbauer, der Pontifex Maximus, also der große Friedensstifter. Auch der Heilige Franziskus betete darum, ein Werkzeug Seines Friedens zu werden. Der größte Friedensstifter ist Jesus Christus selbst.


Der Begriff "Friedensstifter" wurde traditionell so interpretiert, dass er nicht nur diejenigen meint, die in Frieden mit anderen leben, sondern auch diejenigen, die ihr Bestes tun, um die Freundschaft unter den Menschen und zwischen Gott und den Menschen zu fördern. Der heilige Gregor von Nyssa interpretierte es als "göttliches Werk", das eine Nachahmung der Liebe Gottes zu den Menschen sei. John Wesley sagte, die Friedensstifter "bemühen sich, die stürmischen Geister der Menschen zu beruhigen, ihre stürmischen Leidenschaften zu besänftigen, die Gemüter der streitenden Parteien zu erweichen und, wenn möglich, sie miteinander zu versöhnen. Sie verwenden alle unschuldigen Künste und setzen ihre ganze Kraft ein, alle Talente, die Gott ihnen gegeben hat, um den Frieden zu bewahren, wo er ist, und ihn wiederherzustellen, wo er nicht ist."


Frieden stiften ist eine Kunst und um Meister dieser Kunst zu werden, sollte man sie gründlich lernen, je nach Berufung und Lebensumfeld. Ein professioneller Mediator‘in oder jemand, der aufgrund eines herausgehobenen Amtes zur Schlichtung von Konflikten mit großer Tragweite berufen wird, wird mehr in die Ausbildung investieren, also jemand, der nur gelegentlich zur Schlichtung eines Streits von geringerer Tragweite angerufen wird. Ein inspirierendes Buch zum Thema Frieden schlichten in einem christlichen Kontext hat Ken Sande verfasst mit dem Titel „Sei ein Friedensstifter – Das Handbuch zu biblischen Konfliktlösung“. Das Buch ist eine praktische Anleitung zur Schlichtung und Konfliktlösung mit umfangreichen Verweisen auf die Heilige Schrift. Am Ende fasst Ken Sande den Inhalt des Buchs in dem folgenden Gelöbnis des Friedensstifters zusammen:


„Das Gelöbnis des Friedensstifters

Als Menschen, die durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi mit Gott versöhnt sind, glauben wir, dass wir berufen sind, bei Konflikten auf eine Weise zu handeln, die sich grundlegend davon unterscheidet, wie die Welt damit umgeht. Wir glauben außerdem, dass Konflikte Chancen bieten, Gott zu verherrlichen, anderen zu dienen und Christus ähnlicher zu werden. Deshalb verpflichten wir uns angesichts der Liebe Gottes und im Vertrauen seine Gnade, bei Konflikten gemäß den folgenden Grundsätzen zu handeln:

 

Gib Gott die Ehre

Statt auf unsere eigenen Wünsche zu sehen oder auf den Taten anderer herumzureiten, wollen wir uns am Herrn erfreuen und ihn ehren, indem wir auf seien Vergebung, Weisheit, Macht und Liebe vertrauen. Ebenso wollen wir auch versuchen, treu seinen Geboten zu folgen und eine liebevolle, barmherzige und vergebungsbereite Einstellung zu bewahren.

 

Greif zuerst zum Balken in deinem Auge

Statt anderen vorzuwerfen, dass sie an einem Konflikt schuld seien und uns selbst einer Korrektur zu verweigern, wollen wir auf Gottes Gnade vertrauen und die Verantwortung für das übernehmen, was wir selbst zu einem Konflikt beigetragen haben. Wir wollen denen unsere Sünden bekennen, an denen wir schuldig geworden sind, und Gott bitten, alle unsere Einstellungen und Gewohnheiten zu verändern, die zu diesem Konflikt geführt haben. Wir wollen versuchen, allen Schaden wiedergutzumachen, den wir verursacht haben.

 

Gebrauche Sanftmut zur Zurechtbringung

Statt so zu tun, als gäbe es keinen Konflikt, oder über andere hinter deren Rücken schlecht zu reden, wollen wir über geringfügige Sünden hinwegsehen oder mit denen unter vier Augen gütig reden, deren Vergehen zu schwerwiegend erscheint, als dass man darüber hinwegsehen könnte. Dabei wollen wir versuchen, sie wieder zurechtzubringen, statt sie zu verdammen. Wenn ein Konflikt mit einem Bruder oder einer Schwester im Glauben nicht unter vier Augen geklärt werden kann, werden wir andere Glieder des Leibes Christi um Hilfe bitten, die Sache auf schriftgemäße Weise beizulegen.

 

Geh hin und versöhne dich

Statt vorschnell falsche Kompromisse einzugehen oder zuzulassen, dass Beziehungen zerbrechen, wollen wir echtem Frieden und echter Versöhnung aktiv nachjagen – indem wir anderen so vergeben, wie Gott uns um Christi Willen vergeben hat, und indem wir gerechte Lösungen suchen, die allen Konfliktparteien zu Besten dienen.

 

Durch Gottes Gnade wollen wir diese Grundsätze gemäß unserer Verantwortung als treue Sachwalter anwenden, da wir wissen, dass ein Konflikt kein Zufall, sondern eine zugewiesene Aufgabe ist. Wir wollen bedenken, dass Erfolg in Gottes Augen keine Frage bestimmter Ergebnisse ist, sondern von treuem Gehorsam in Abhängigkeit von ihm. Wir wollen auch darum beten, dass unser Dienst als Friedensstifter unseren Herrn verherrlicht und andere dahin führt, seine unendliche Liebe zu erkennen.“

Quelle: Sei ein Friedensstifter, Ken Sande, Betanien Verlag

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